Dienstag, 9. Dezember 2008

Ärmel

So, erstmal vielen Dank für die vielen lieben Rückmeldungen :) (z.B. per PN)
Da macht es noch mehr Spaß hier zu schreiben!

Nun kommt hier wie versprochen eine Anleitung für die im 18.Jh. übliche Verarbeitung von Nähten.

Dies ist eine Art Ärmel zu verarbeiten, auch im 18.Jh. gab es mehr Optionen, aber diese ist sehr typisch und auch für unsere modernen Sehgewohnheiten hübsch und sauber.

Der Ärmel wird aus Oberstoff und Futter (üblicherweise Leinen) gleichermaßen ausgeschnitten, man sollte schon ein Probestück gemacht haben um sicher zu gehen, dass er auch wirklich passt, denn ihn nachher noch abzuändern würde ziemlich aufwändig.

Nun muss man an die Saumzugabe des Oberstoffs auf die linke Seite umbügeln, hierbei ist es geschickt, wenn man eine Zugabe von nur 1cm hat, denn sonst kann es sehr knifflig werden, bei einem stark gebogenen Saum muss man einknipsen.


Nun legt man das Futter links auf links auf den Oberstoff, die Oberkante und die Seitenkanten müssen möglichst bündig sein. Beide Lagen werden nun zusammengesteckt und am Besten auch noch geheftet, die Heftnaht sollte gut 3cm von den Kanten entfernt sein.




Nun muss die Saumzugabe des Futters gegen die des Oberstoffes geschlagen werden, also die Saumzugabe nach links umgeknickt, damit beide Saumzugaben aufeinander liegen.
Dabei sollte der Saum des Futters etwas weiter hinten liegen als der des Oberstoffs.
Das Futter wird mit Stecknadeln festgesteckt.


Nun näht man diesen Saum mit dem sog. "Point Rabattre" dafür gibt es leider keine Übersetzung. Der Stick sieht innen aus wie ein überwendlicher Stich, der um die Futterkante geht, aussen aber wie ein Vorstich. Man näht also eigentlich überwendliche Stiche, sticht aber entgegen der heutigen Technik absichtlich auf die rechte Seite durch und macht auf der rechten Seite einen kleinen Vorstich.
(Bei Gelegenheit werde ich ein kleines Video dazu machen, das kann ich aber nicht alleine ;)

Auf einer Seite muss man den Saum offen lassen, so ca. 3 cm.

Nun wird die Seitennaht genäht, hier werden drei Lagen auf einmal verarbeitet.


Der Oberstoff wird rechts auf rechts gelegt, eine Seite des Futters wird mitgefasst, die andere weggeklappt.



An der Oberkante jedoch fasst man die ersten ca. 3cm das Futter nicht mit und näht nur die beiden Oberstofflagen.


Zum Schluss bügelt man die Nahtzugaben in Richtung der noch offenen Futterkante und schlägt man die Nahtzugabe der verbleibenden Futterkante nach innen, natürlich auch an dem noch offen Teil des Saumes. An den oberen 3cm darf man den Oberstoff beim Anstaffieren (mit überwendlichem Stich) nicht mitfassen.



Wenn man den Ärmel nun einnähen will, dann näht man nur den Oberstoff in das Kleidungsstück und klappt danach das Futter dagegen und näht es mit überwendlichen Stichen an. Danach kann man dann natürlich die Heftstiche entfernen.

Diese Technik habe ich leider nicht aus der Primärliteratur sondern von erhaltenen Originalen darauf geschlossen, in dem Buch "Costume close-up" ist diese Technik beschrieben, Originale bei denen das so gemacht ist durfte ich auch schon begrabbeln.

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